Hören - Kommunizieren - Bewegen

Das sind meines Erachtens die 3 Aspekte, und zwar in eben dieser Reihenfolge, die zu einem musikalischen Tanzen führen. Musikalität im tango-tänzerischen Sinne erfordert nicht nur etwas "intuitives Taktgefühl" sondern darüber hinaus motorische und kommunikative Fähigkeiten. Diese Verbindung zwischen Ohr und Bewegungsapparat -die Fühigkeit, die akustische Wahrnehmung in eine Bewegung umzusetzen- ist meines Erachtens die Schwachstelle, die zu einem weit verbreiteten, unmusikalischem Tanzen führt. Diese Art von Unmusikalitüt ist m.E. kein Phänomen des akustischen Erkennens sondern ein Mangel an Kommunikation innerhalb des Paares.

Hören

Den größten Teil der Musik, die wir tagtäglich hören - die Musik beim Autofahren, der Hintergrund von Filmen, die Berieselung im Supermarkt, die Warteschleife im Telefon - nehmen wir fast nicht mehr oder nur noch halbherzig als "Füllstoff" wahr, dem wir keine ausreichende Aufmerksamkeit schenken können oder wollen. Das führt dazu, dass wir immer weniger erkennen, wie Musik eigentlich entsteht, welche Instrumente dabei mitwirken und welche Teile von Musik sich zu einem Ganzen zusammenfügen. Ich persönlich empfinde dies als degenerativen Aspekt der Dauer-Beschallung im Alltag. Sie verleitet uns zur Passivität und fördert das Unbewusste im Wahrnehmen von Musik.

Hören im tänzerischen, musikalischen Sinn ist jedoch ein aktives Wahrnehmen von Musik, ein differenziertes "Hinein"-Hören sowie das Erkennen (musikalischer Bausteine) und das Verfolgen von Musik im Zeitablauf. Wenn wir also "im Takt" oder "rhythmisch" tanzen wollen, sollten wir lernen, "Takt" und/oder "Rhythmus" zu hören und zu differenzieren. Das ist gar nicht so schwer, bedarf keinerlei musikalischer Ausbildung, und kann mit ein wenig Anleitung und Übung "in Fleisch und Blut" übergehen.
Deshalb bieten wir zur Zeit Workshops an, die sich auf ein konkretes Stück beziehen, das wir dann im Laufe des Workshops mehrfach und intensiv hören. 

Bewegen

Wenn wir davon ausgehen, dass wir die Musik als "Input" für unseren Tanz benutzen wollen (und eben nicht nur als Füllstoff im Hintergrund), als Treibstoff für unsere Bewegung, müssen wir lernen, verschiedene akustische Wahrnehmungen in verschiedene (körperliche) Bewegungen umzusetzen. Bei Schnupper-Kursen mit blutigen Anfängern haben wir diesbezüglich erkannt, dass die Schüler (fast alle) in der Lage sind, das Metrum, bzw. den Takt, zu hören und, wenn die Schritte ohne Tanzpartner ausgeführt werden, auch in korrektes Gehen umsetzen können. Woran liegt also das weit verbreitete "nicht-so-richtig-im-Takt-tanzen"? Meines Erachtens ist es auschließlich die motorische und kommunikative Umsetzung im Paar, die nicht "just-in-time" funktioniert. (Siehe oben) Auch dazu machen wir in den aktuellen Workshops einfache Übungen, die als "basic-für-fortgeschrittene" helfen, die Musik einfacher und kommunikativer in Bewegungen umzusetzen. 

Tanzen

"Im Takt" zu tanzen heißt im besten Fall, innerhalb eines Taktes einen langsamen oder zwei schnelle Schritte auszuführen; in jedem Takt, in jeder Figur; den lieben langen Abend. Um dieser "Gleichförmigkeit" zu entkommen, bedienen wir uns der neu gewonnen Erkenntnisse vom zeitlichen Aspekt der Musik und lernen, diese "rhythmisch" oder "melodisch" umzusetzen. Wer darüber hinaus sein Gehör soweit trainiert hat, dass er die kompositorischen Zusammenhänge von Tangos hört (und umsetzt), tanzt meines Erachtens "in der Musik". Auch das ist gar nicht schwer, bedarf nur etwas Übung und geht mit der Zeit in Fleisch und Blut über.

Grundsätzliches zum Unterricht von Musikalität

Wir wollen den Aufbau und die Bedeutung von Musik für Tänzer/innen -die hörbaren Elemente von Musik- untersuchen. Das geht über den Tango und speziell über die sogenannte "Epoca de Oro" hinaus. Die Grundbausteine von Musik, die für uns Tänzer/innen wichtig und hörbar sind, haben sich vom Barock bis heute zwar modifiziert und erweitert, vieles wurde jedoch unverändert beibehalten. Eben diese Grundbausteine wahrzunehmen und eine differenzierte Vorstellung von deren motorischer Umsetzung zu haben, führt zu vielfältigen Möglichkeiten von Bewegung. Deshalb geht es bei uns nicht um Orchester und deren Eigenarten, sondern um so grundlegende Dinge wie aktives Hören, kommunikatives Bewegen und kreatives Tanzen.
Die Lerninhalte können sehr wohl von traditionellen Tangos auf die Neos übertragen werden und Erkenntnisse, die wir beim Hören von Weltmusik gewinnen, verändern unsere Wahrnehmung von "alten Tangos". Was gibt es schöneres, als seinen Tango ständig neu zu entdecken? 

(c) raimund wessinger 9/2011



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